„Latscho, da haste Dich aber ne tobiffte Schmese an“

Die Mindener Buttjersprache: Untersuchung zur Verbreitung ihrer Lexik im heutigen Minden

Der Inhalt des Titels lässt sich nur verstehen, wenn man entweder in der ostwest­fä­li­schen Stadt Minden an der Weser geboren ist oder als Zugereis­ter zumindest ansatz­wei­se der dort ansäs­si­gen Sonder­spra­che mächtig ist. Ins Standard­deut­sche übersetzt heißt es ‘Junge, Du trägst aber einen tollen Anzug’.

Die Mindener Buttjersprache ist um die Mitte des 19. Jahrhun­derts in Minden an der Weser entstan­den, eine Stadt mit ca. 82.000 Einwoh­nern, gelegen im äußersten Nordosten Nordrhein-Westfalens. Die beiden ursprüng­li­chen Entste­hungs­be­rei­che der Buttjer­spra­che sind die „Obere Altstadt“ und die „Fischer­stadt“ am Mindener Weser­ha­fen, beide im Innen­stadt­be­zirk Mindens gelegen.

Abb. 1: Ursprungs­be­rei­che der Buttjer­spra­che im Mindener
Stadt­ge­biet

In der Oberen Altstadt wurde die Buttjer­spra­che von den dort ansäs­si­gen Roma und Sinti gespro­chen, in der Fischer­stadt von den Hafen­ar­bei­tern, Schiffern und Fischern. Eine Deckungs­gleich­heit der Lexik bestand trotz der geringen Entfer­nung von ca. einem Kilometer Luftlinie nicht, obgleich die Buttjer­spra­che in beiden Stadt­vier­teln demselben Zweck diente – der Geheim­sprach­lich­keit (Siewert 2002: 30).

Ursprung der Mindener Buttjersprache

Als Ursprung für viele heute erforsch­te Sonder­spra­chen im deutsch­spra­chi­gen Raum, wie z. B. das Gießener Manisch, die Masematte aus Münster und auch die Mindener Buttjer­spra­che, gilt das sog. Rotwelsch. Entstan­den ist das Rotwelsch durch Wortneu­bil­dun­gen und Entleh­nun­gen von Wörtern aus dem Hebräi­schen, dem Jiddi­schen und anderen Sprachen, und entwi­ckel­te sich als eine spezielle Sprache unter dem fahrenden Volk, den Bettlern, Gaunern und auch Handeltreibenden.

Die Bezeich­nung Rotwelsch ist ein Kompo­si­tum und leitet sich ab aus dem Wort welsch, welches in einer übertra­ge­nen Bedeutung ‘fremd­ar­tig’ heißt. Bzgl. des Ursprungs von rot in diesem Zusam­men­hang ist man sich in der Wissen­schaft uneins und führt zwei Ursprünge an. Zum einen bedeutet rot in der Gauner­spra­che ‘Bettler’. Zum anderen erwähnt Lühr (1996: 1617) in diesem Zusam­men­hang, dass es bei dem Wortteil rot in rotwelsch auch eine Konno­ta­ti­on mit dem Farbad­jek­tiv rot geben könnte, welchem die Bedeutung ‘falsch, untreu’ zugrunde liegt.

Die älteste Verschrift­li­chung der rotwel­schen Sprache existiert im Liber Vagatorum von etwa 1510.  Dieses Werk ist eine Sammlung von Texten zu damaligen Typen von Bettlern und ihren Techniken. Hierzu passt auch ein Ausschnitt aus dem Vorwort in Siegmund A. Wolf’s „Wörter­buch des Rotwel­schen“, in dem er schreibt, dass diese Sprache auf der mittel­al­ter­li­chen Landstra­ße entstan­den ist, da diese das einzige Zuhause der fahrenden Leute und der Unehr­li­chen war (Wolf 1993: 11).

Die Konno­ta­ti­on des Rotwel­schen mit dem Gaunertum, den Bettlern, den Vaganten und den Unehr­li­chen mutet sonderbar an, zumal auch immer wieder von dem Rotwel­schen als Zigeu­ner­spra­che die Rede ist. Geschul­det ist das mit Sicher­heit dem Alter der Literatur, die zum Rotwelsch verfasst wurde, also zu einer Zeit, in der man soziale Gruppen diskri­mi­nier­te und auch stigma­ti­sier­te. Heutzu­ta­ge sollte man diesen Begriff als obsolet betrachten.

Besonderheiten der Mindener Buttjersprache

Viele Sonder­spra­chen weisen gramma­ti­ka­li­sche und sprach­li­che Beson­der­hei­ten auf, was vermut­lich auf den isolier­ten Gebrauch auf teilweise kleinstem Raum zurück­zu­füh­ren ist. Das gilt auch für die Mindener Buttjer­spra­che, wobei diese Beson­der­hei­ten profil­bil­dend und damit einher­ge­hend auch einzig­ar­tig sind (Siewert 2002: 39). So enthält die Buttjer­spra­che einen Sonder­wort­schatz, der in keinem anderen Rotwelsch-Dialekt belegt ist, beispiels­wei­se backling ‘Stein’, katrente ‘Flucht’ oder panefka ‘Schaufel’ (Siewert 2002: 39). Des Weiteren sind Romanis­men in der Buttjer­spra­che anzutref­fen. Siewert (2002: 40) führt an, dass Romanis­men im Rotwel­schen eher selten zu finden sind, daher ist ihr Vorkommen umso bemer­kens­wer­ter, beispiels­wei­se chäse ‘Sofa’ <frz. chaise> .

Morpho-syntaktische Charakteristika

Eine weitere Beson­der­heit ist das Halbsuf­fix {-mann}, welches in der Buttjer­spra­che eine hohe Produk­ti­vi­tät in der Kompo­si­ti­on aufweist, beispiels­wei­se back-{mann} ‘Backstein’ oder dibber-{mann} ‘Zuschauer’. Inter­es­san­ter­wei­se werden durch dieses Halbsuf­fix jedoch nicht nur Substan­ti­ve gebildet. Unter Hinzu­nah­me des Hilfs­verbs ‚sein‘ bilden sich Adjektive, wie z. B. chäse-{mann} (sein) ‘betrunken sein’ (Siewert 2002: 40).
Als unver­wech­sel­ba­re syntak­ti­sche Beson­der­heit für die Buttjer­spra­che stellt Siewert (2002: 69) die häufige Verwen­dung des Akkusa­tivs statt des Nomina­tivs bei Perso­nal­pro­no­men heraus. So wird aus ‘er ist noch am arbeiten’ ihne is noch am butschen (Siewert 2002: 69).

Zahlensystem

In der Buttjer­spra­che existie­ren zwei unter­schied­li­che Zahlen­sys­te­me neben­ein­an­der, die dem zeitglei­chen Gebrauch in der Oberen Altstadt und der Fischer­stadt geschul­det sind (Siewert 2002: 40). Während die ursprüng­lich indogermanisch/zigeunersprachliche Reihe von Kardi­nal­zah­len der Oberen Altstadt zuzuord­nen ist, deutet die Verwen­dung der nach hebräi­schen Buchsta­ben geord­ne­ten semiti­schen Reihe in die Fischer­stadt (Siewert 2002: 40).

Exklusive Gemeinsamkeit

Mit dem Humpischen1Humpisch ist die Geheim­spra­che der westfä­li­schen Leinen­händ­ler. Dies sind Wander­händ­ler aus dem nördli­chen Westfalen, die sich Tiötten nannten. verbindet die Mindener Buttjer­spra­che die Exklu­si­vi­tät von sieben Lexemen, die in Form und Bedeutung identisch sind. Siewert (2011: 161) erklärt diese Verbin­dung mit kreuzen­den Handels­we­gen und Direkt­kon­tak­ten, die sich daraus ergaben. Die Gemein­sam­keit auf seman­ti­scher Ebene ist, dass es Begriffe sind, die auf Reisen und Wander­schaft von Nutzen sind, um beispiels­wei­se Schuh­re­pa­ra­tu­ren und Holzar­bei­ten durch­füh­ren zu lassen, Essen zuzube­rei­ten bzw. zu kaufen oder sich vor der örtlichen Obrigkeit zu schützen.

Bi-Sprache

Bei der Nutzung der Bi-Sprache wird <bi> an der Silben­gren­ze einge­scho­ben, sodass buttjer­sprach­li­che Lexeme noch unver­ständ­li­cher werden; beispiels­wei­se wird aus Schmese ‘Anzug’ das Wort Schmebise oder toffte ‘gut’ wird zu tobiffte verfrem­det. So entsteht eine zusätz­li­che Codierung einer bereits codierten Sprache (Siewert 2002: 39), die dadurch für Außen­ste­hen­de noch unver­ständ­li­cher wird.

Die Mindener Buttjersprache heute

Mithilfe eines Online-Fragebogens sollte festge­stellt werden, inwieweit die Lexik der Mindener Buttjer­spra­che im heutigen Minden noch verbrei­tet ist. Dazu wurde unter­sucht, in welcher Alters­grup­pe welche Lexeme am bekann­tes­ten sind und in welchen Stadt­tei­len Mindens die buttjer­sprach­li­che Lexik auch heute noch am weitesten verbrei­tet ist.

Der Frage­bo­gen wurde über die lokale Tages­zei­tung „Mindener Tageblatt“ und soziale Netzwerke gestreut. Abgefragt wurden demogra­phi­sche Daten wie z. B. das Alter (vier Alters­grup­pen), der Geburts­ort (Minden ja oder nein) und der Stadtteil Mindens mit der bisher längsten Wohndauer der Teilneh­men­den.
Danach erfolgte die Abfrage des Bekannt­heits­gra­des zu 20 Lexemen aus der Mindener Buttjer­spra­che (entnommen aus dem Wörter­buch­an­hang aus Siewert 2002). Im Einzelnen handelt es sich um folgende Lexeme:

  1. Achiele — Essen
  2. Dibber­mann — Zuschauer
  3. Fulebasko — schlecht, Scheißtag
  4. Kappes — Kopf, Kohl, Unsinn
  5. Kaschemme — Wirtshaus
  6. latscho — gut, toller Kerl, Ur-Mindener*in
  7. Lobi — Geld
  8. machulle — zerbro­chen, volltrunken
  9. Matrelis — Kartoffel
  10. Osnick — Uhr
  11. pesen — rennen
  12. püttchern — (Alkohol) trinken
  13. ramaucken — Krach machen, lärmen
  14. reunen — gucken, sehen, erstaunt sein
  15. Schero — Kopf
  16. Schmese — Anzug
  17. simme­lie­ren — überlegen, nachdenken
  18. schwofen — tanzen
  19. sobutz — sofort
  20. toff — gut, toll

Es wurde jeweils ein Lexem präsen­tiert und die Teilneh­men­den wurden gebeten, unter folgenden vier Antwort­op­tio­nen auszuwählen:

Option 1 — Ich kenne die Bedeutung und benutze das Wort.
Option 2 — Ich kenne die Bedeutung, benutze das Wort jedoch nicht.
Option 3 — Ich kenne die Bedeutung nicht, aber ich habe das Wort schon mal gehört oder gelesen.
Option 4 — Ich kenne das Wort gar nicht.

Entschie­den sich die Teilneh­men­den für Option 1 oder 2, kam ein Filter zum Einsatz, der auf eine zusätz­li­che Seite führte. Dort wurden die Teilneh­men­den gebeten, in einem Freitext­feld anzugeben, was das Lexem ihrer Meinung nach in der standard­deut­schen Sprache bedeutet. Dadurch sollte überprüft werden, ob die angenom­me­ne Bedeutung mit der Überset­zung aus Siewerts Wörter­buch (Siewert 2002) überein­stimmt und ob die Bedeu­tun­gen der Begriffe aus der Buttjer­spra­che tatsäch­lich bekannt sind. Entschie­den sich die Teilneh­men­den für Option 3 oder 4, wurden sie direkt zum nächsten der 20 abgefrag­ten Lexeme geleitet.
Insgesamt flossen 212 vollstän­di­ge und bis zum Ende ausge­füll­te Frage­bö­gen in die Auswer­tung ein.

Ergebnisse

Die 212 Teilneh­men­den verteilen sich in den Alters­grup­pen wie folgt:


Abb. 2: Anzahl und prozen­tua­le Vertei­lung der Teilneh­men­den nach Alters­grup­pen

Mehr als die Hälfte aller Teilneh­men­den (57,5 %) sind unter 51 Jahren alt. Zudem haben sich in der Alters­grup­pe der 31- bis 50-jährigen Bewohner*innen aller Mindener Stadt­tei­le an der Online-Umfrage beteiligt.

In der Gruppe der unter 30-Jährigen lässt sich feststel­len, dass die Lexik der Buttjer­spra­che hier am wenigsten verbrei­tet ist. Nur 33,4 % der Teilneh­men­den in dieser Alters­grup­pe gaben an, das jeweilige Wort zu benutzen bzw. dessen Bedeutung zumindest zu kennen. In der Gruppe der 31- bis 50-Jährigen sind es 51,7 %, in der Gruppe der 51- bis 70-Jährigen 67,2 % und in der Gruppe der 71- bis 90-Jährigen 61,7 %.

Abb. 3: Bekannt­heits­grad der Lexik nach Altersgruppen

In der Gesamt­aus­wer­tung aller Lexeme für alle Alters­grup­pen ist toff das bekann­tes­te Lexem mit einem Anteil von 91,5 % aller Antwort­op­tio­nen 1 & 2. Was die Bekannt­heit der einzelnen Lexeme betrifft (Antwort­op­ti­on 1 & 2), zeigt sich in den verschie­de­nen Alters­grup­pen ein hetero­ge­nes Bild.

Altersgruppe  Bekann­tes­tes Lexem Anteil innerhalb der Altersgruppe
unter 30-Jährige Lobi 86,4 %
31– 50-Jährige Kaschemme 89,0 %
51–70-Jährige schwofen 100 %
71–90-Jährige pesen, schwofen, toff je 100 %
Tab. 1: Bekann­tes­tes Lexem der Buttjer­spra­che nach Altersgruppen

Die Ortsteile, in denen die abgefrag­ten Lexeme der Mindener Buttjer­spra­che am bekann­tes­ten sind (Antwort­op­tio­nen 1 & 2), sind folgende:

Alters­grup­pe Ortsteil Anteil %
unter 30-Jährige Rodenbeck 85,0
31–50-Jährige Nordstadt 71,7
51–70-Jährige Fischerstadt 90,0
71–90-Jährige Obere Altstadt 77,5
Tab. 2: Ranking höchste Kenntnis Ortsteile nach Altersgruppen

Der Anteil der Antwort­op­tio­nen 3 & 4, also der geringen bis gar keinen Kenntnis über die buttjer­sprach­li­che Lexik, verteilt sich folgen­der­ma­ßen auf die Ortsteile:

Altersgruppe Ortsteil Anteil %
unter 30-jährigen Meißen 97,5
31–50-Jährige Dützen 85,0
51–70-Jährige Stemmer 60,0
71–90-Jährige Päpinghausen 80,0
Tab. 3: Ranking niedrigs­te Kenntnis Ortsteile nach Altersgruppen


In der Kumula­ti­on aller Ergeb­nis­se in allen Alters­grup­pen und allen Ortstei­len in Minden zeigt Abb. 4 die Ortsteile mit der höchsten bzw. niedrigs­ten Kenntnis der buttjer­sprach­li­chen Lexik:

Abb. 4: Verortung der höchsten bzw. niedrigs­ten Kenntnis
1 Bölhorst
2Rodenbeck
3Nordstadt
Höchste Kenntnis
1 Stemmer
2Päping­hau­sen
3Meißen
Niedrigs­te Kenntnis

Hier ist gut zu erkennen, dass die drei Stadt­tei­le mit der höchsten Kenntnis alle an die Innen­stadt mit den beiden ursprüng­li­chen Entste­hungs­ge­bie­ten der Buttjer­spra­che angrenzen. Hingegen befinden sich die drei Stadt­tei­le mit der gerings­ten Kenntnis alle in den Außen­be­zir­ken Mindens, zwei davon sogar auf der anderen Weserseite.

Fazit

Es lässt sich feststel­len, dass die Mindener Buttjer­spra­che Sprach­ver­lust erfährt. Das zeigt sich im Gebrauch der abgefrag­ten Lexeme besonders in der Gruppe der unter 30-Jährigen. Die Karte in Abb. 4 belegt auch, dass je weiter die Teilneh­men­den vom Mindener Innen­stadt­be­reich bzw. von der Angren­zung an den Fluss Weser entfernt wohnen, desto mehr nimmt die Kenntnis über die buttjer­sprach­li­che Lexik ab. Der haupt­säch­li­che Verwen­dungs­ort der Mindener Buttjer­spra­che befindet sich auch heute noch im Bereich der beiden Ursprungs­ge­bie­te bzw. grenzt an diese an.

Während die Buttjer­spra­che früher jedoch nur bestimm­ten Perso­nen­grup­pen verständ­lich war bzw. von diesen gespro­chen und genutzt wurde, zeigt sich im heutigen Minden eine weitaus größere Verbrei­tung. Auch wenn einige Stadt­tei­le bzgl. der Kenntnis in der Lexik schlech­ter abschnei­den als andere, kann doch festge­stellt werden, dass die Lexik im ganzen Mindener Stadt­ge­biet verbrei­tet ist. 

Neben den konkreten Zahlen und Werten, die mit dieser Ausar­bei­tung generiert, beschrie­ben und ins Verhält­nis gesetzt werden, existie­ren andere Hinweise, die Anlass zur Hoffnung geben, dass die Mindener Buttjer­spra­che als einzig­ar­ti­ges Kulturgut dieser Stadt auf absehbare Zeit nicht verloren gehen wird. So werden beispiels­wei­se in der Bedeutung der Lexik die abgefrag­ten Lexeme aus der Buttjer­spra­che einige Male von den Teilneh­men­den alters­grup­pen­über­grei­fend mit anderen buttjer­sprach­li­chen Begriffen übersetzt oder mit der Bi-Sprache kombi­niert.

Außerdem haben sich zwei Schüler des 11. Jahrgangs am Mindener Herder­gym­na­si­um im Dezember 2021 in ihrem Litera­tur­kurs entschie­den, einen Radiobeitrag über die Mindener Buttjer­spra­che zu gestalten und dafür den „Mindener Buttjer“ Dieter Böhning inter­viewt. Dieser Beitrag war am 02. April 2022 auf dem lokalen Radio­sen­der „Radio Westfa­li­ca“ zu hören.

Auch der Mindener Einzel­han­del und die örtliche Gastro­no­mie sind bemüht, die Mindener Buttjer­spra­che und die Figur des Mindener Buttjers zu fördern und identi­täts­stif­tend zu nutzen. In der Oberen Altstadt Mindens hat im Jahr 2019 ein kleiner Einzel­han­del eröffnet, der sich „Buttjer­schmie­de & Kleines Bisschen“ nennt. Als Logo dient dem Geschäft die stili­sier­te Statue des Mindener Buttjers. Dort wird neben handge­mach­ten Möbeln und Haushalts­ac­ces­soires ein großes Sortiment an Artikeln mit Buttjer­be­zug, beispiels­wei­se eine metallene Zigaret­ten­hül­le, auf der das Buttjer­le­xem Pimangi ‘Zigaret­ten’ abgedruckt ist, Kaffee­be­cher mit Begriffen aus der Buttjer­spra­che und der Kontur der Statue versehen, Schlüs­sel­an­hän­ger in der Form der Buttjer-Statue und vieles mehr, angeboten.

Die Kommen­ta­re, die die Teilneh­men­den am Ende des Frage­bo­gens hinter­las­sen konnten oder auch ein Brief, der das Mindener Tageblatt erreichte, lassen in vielfa­cher Weise Interesse und Dankbar­keit erkennen, dass die Mindener Buttjer­spra­che Gegen­stand einer Studie ist. Einige Kommen­ta­re sind verbunden mit der Hoffnung, dass diese Sprache nicht verloren geht. Die Autorin erhofft sich zudem, die Buttjer­spra­che mit dieser Arbeit etwas mehr in den Blick der Öffent­lich­keit zu bringen und die Minde­ne­rin­nen und Mindener für die Einzig­ar­tig­keit dieser Sonder­spra­che zu begeis­tern. Die vergleichs­wei­se hohe Zahl an Teilneh­men­den der Online-Umfrage deutet darauf hin, dass noch sehr viel vom „Mindener Buttjer“ und seiner unver­wech­sel­ba­ren Sprache in Minden steckt.

Literatur:

Lühr, Rosemarie (1996). Zum Sprach­na­men Rotwelsch. In Siewert et al. (1996). Rotwelsch-Dialekte: Symposion Münster, 10. bis 12. März 1995. Wiesbaden: Harrassowitz.

Siewert, Klaus (2011). Humpisch: eine Geheim­spra­che westfä­li­scher Leinen­händ­ler; mit Dokumen­ten­an­hän­gen; Typoskript der Arbeit von Louis Stüve, Die Tiötten­spra­che, Recke 1923, mit handschrift­li­chen Korrek­tu­ren von Fritz Hettlage; Brief­wech­sel Friedrich Kluge — Louis Stüve 1900 — 1901. Hamburg [u.a.]: GSV.

Siewert, Klaus (2002). … und sie knospelte ihr ersten kutschabo: die Mindener Buttjer­spra­che. Münster: Klaus Siewert Verlag.

Wolf, Sigmund A. (1993). Deutsche Gauner­spra­che: Wörter­buch des Rotwel­schen. Hamburg: Buske.

Diesen Beitrag zitieren als:

Buschmann, Anja. 2022. „Latscho, da haste Dich aber ne tobiffte Schmese an“. Die Mindener Buttjer­spra­che: Exempla­ri­sche Unter­su­chung zu einer Sonder­spra­che und zur Verbrei­tung ihrer Lexik im heutigen Minden. In: Sprach­spu­ren: Berichte aus dem Deutschen Sprach­at­las 2(10). https://doi.org/10.57712/2022-10.

Anja Buschmann
Anja Buschmann hat ihr Studium zum "B.A. Sprache & Kommunikation" an der Philipps-Universität Marburg im Sommersemester 2022 mit ihrer Arbeit zur Mindener Buttjersprache erfolgreich abgeschlossen.

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